Die Wurzeln des Hip-Hop liegen hauptsächlich in der musikalischen Kultur der Afroamerikaner in den 1970ern. Allerdings lassen sich auch Einflüsse erkennen, die viel weiter zurückliegen. Das Zusammenwirken der im Folgenden erläuterten kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Faktoren führte zum endgültigen Beginn des Hip-Hop.
Kulturelle Einflüsse
Erkennbare kulturelle Einflüsse gehen vor allem auf verschiedene Formen des Sprechgesangs zurück. Des Weiteren lassen sich auch Parallelen zu den Gottesdiensten in afroamerikanischen Kirchen erkennen.
Griots
In einigen westafrikanischen Ländern – insbesondere Mali, Gambia und Senegal – erzählten sogenannte Griots mit Hilfe von Sprechgesang Geschichten. Es diente auch dazu, Wissen oraler Kulturen weiterzugeben. Dabei fand auch eine Interaktion zwischen Interpret und Publikum statt.
Scatting
Beim Scatting handelt es sich um improvisiertes Singen melodischer Silbenfolgen, die keine Wortbedeutung besitzen. Es kann also als lautmalerische Nachahmung von Instrumenten bezeichnet werden.
Politische Hintergründe
Die Kultur des Hip-Hop bildete sich im Wesentlichen vor dem Hintergrund der sozialen Verhältnisse in den USA der 1960er/70er heraus.
Zu dieser Zeit kam es zu einem sozialen und ökonomischen Niedergang der US-amerikanischen Innenstädte. Industrieunternehmen verlegten die Standorte ihrer Fabriken in Vororte bzw. ins Ausland. Es existierte eine hohe Arbeitslosenrate, auch unter mittelständischen Arbeitnehmern.
Viele Gemeinden erzielten geringere Einnahmen, sodass geringere Budgets für die öffentliche Infrastruktur zur Verfügung standen. Des Weiteren wurde eine mangelhafte Sozialpolitik betrieben – zum Teil auch aus ideologischen Gründen. Die Faktoren führten zu einer Abwärtsspirale der sozialen Bedingungen. Dies betraf vor allem die Menschen in der South Bronx, die zum Symbol urbanen Verfalls wurde.
In der South Bronx nahm die Einwohnerzahl beständig ab, wobei Sozialhilfeempfänger durch die New Yorker Stadtverwaltung in der South Bronx gezielt untergebracht wurden. Es kam zu zahlreichen Brandstiftungen. Die Stadtverwaltung beschleunigte den Prozess, indem die Zahl der Feuerwachen und Polizeireviere drastisch reduziert wurde.
Die Kriminalitätsrate stieg massiv an, wobei Delikte vor allem in Zusammenhang mit Drogenhandel verübt wurden. Straßengangs begannen, sich selbst als Polizei im Viertel anzusehen, da die eigentliche öffentliche Ordnung nahezu kollabiert war.
Mit der Verzweiflung derer, die nichts haben, töteten und verletzten sie sich gegenseitig, anstatt sich gegen die Mächte zu vereinen, die sie unterdrückten.”
~ Johan Kugelberg
In: Kugelberg, Johan (Hg.) (2010): Born in the Bronx. Die Anfänge des Hip Hop. Hamburg: Edel Germany, 38.
Geprägt war die Situation in der South Bronx zu dieser Zeit somit durch Ungerechtigkeit und Kriminalität. Die Menschen in diesem Viertel hatten im Grunde niemanden, der sich für ihre Rechte einsetzt, sodass eine Form von Ausdruck notwendig erschien – so zum Beispiel künstlerisch in Form von Hip-Hop.
Musikalische Wurzeln
Die musikalischen Wurzeln des Hip-Hop gehen indirekt auf Blues und Jazz zurück, aus denen sich später Rhythm and Blues sowie Soul, Funk und Disco herausbildeten. Geprägt wurde Hip-Hop auch von afrokaribischer Musik, insbesondere Ska und Reggae.
Spoken Word Jazz Poetry
Als direkter Vorgänger von MC-ing/Rapping im Hip-Hop kann Spoken Word Jazz Poetry angesehen werden:
…serious spokesmen like Gil Scott-Heron, Gary Byrd and The Last Poets paved the way for the many socially-committed black rappers a decade later.”
~ John Tobler
In: Tobler, John (1992): NME’s Rock ’n‘ Roll Years. London: Reed International Books, 474.
Vor allem Gil Scott-Heron wird von vielen als einer der „Gründungsväter“ des Hip-Hop bezeichnet. Deutliche Parallelen zum Rapping im Hip-Hop lassen sich beispielsweise anhand der Songs The Revolution Will Not Be Televised (1971) und Home Is Where the Hatred Is (1971) erkennen.
O.D. / Black Thighs
The Last Poets
1970 Douglas
A | O.D. | 2:19 |
B | Black Thighs | 1:54 |
Every Brother Ain’t a Brother / Are You Really Ready for Black Power
Gary Byrd
197? Real Thing
A | Every Brother Ain’t a Brother | 2:25 |
B | Are You Really Ready for Black Power | 3:40 |
The Bottle
Gil Scott-Heron / Brian Jackson
1974 Strata-East
A | The Bottle | 5:14 |
B | Back Home | 2:51 |
Soul und Funk
Den wahrscheinlich größten Einfluss auf Hip-Hop im Bereich des Soul und Funk übten George Clinton, Sly Stone und vor allem James Brown aus:
Gott segne James Brown – ohne ihn gäbe es keinen Hip Hop. Alle Menschen sollten das Wort „Pionier“ nachschlagen, damit sie aufhören, sich selbst Pioniere zu nennen.”
~ Grand Wizard Theodore
In: Kugelberg, Johan (Hg.) (2010): Born in the Bronx. Die Anfänge des Hip Hop. Hamburg: Edel Germany, 202.
Insbesondere bei Singles aus der Anfangszeit des Hip-Hop ist der direkte Einfluss von Soul und Funk sehr stark hörbar.
The New Rap Language / Love Rap
Spoonie Gee & The Treacherous Three
1980 Enjoy Records
A | The New Rap Language | 8:15 |
B | Love Rap | 5:45 |
When You’re Standing on the Top
Super 3
1982 Street Beat
A | When You’re Standing on the Top | 6:59 |
B | When You’re Standing on the Top (Instrumental) | 6:59 |
It Takes Two
Rob Base & DJ E-Z Rock
1988 Profile Records
A | It Takes Two | 5:00 |
B | It Takes Two (Instrumental) | 5:00 |
The R
Eric B. & Rakim
1988 UNI Records
A | The R (Remix) | 9:20 |
B1 | Just A Beat | 2:05 |
B2 | The R (7″ Edit) | 3:25 |
Brand Nubian
Brand Nubian
1989 Elektra
A1 | Brand Nubian (LP Version) | 4:50 |
A2 | Feels So Good (LP Version) | 5:01 |
B1 | Brand Nubian (Instrumental) | 4:50 |
B2 | Feels So Good (Instrumental) | 5:01 |
Fakin‘ the Funk
Main Source
1992 Wild Pitch Records
A1 | Fakin‘ the Funk (Remix) | 3:41 |
A2 | Fakin‘ the Funk (Instrumental) | 3:41 |
B1 | Fakin‘ the Funk (Remix) | 3:41 |
B2 | Fakin‘ the Funk (Instrumental) | 3:41 |
Disco
In einigen frühen Hip-Hop-Tracks wurden auch Disco-Songs als Basis verwendet. Gleichermaßen galt Hip-Hop jedoch auch als eine Gegenbewegung zu Disco und trug möglicherweise auch zu deren Niedergang bei.
The Ultimate Rap
Nice & Nasty 3
1980 Holiday
A | The Ultimate Rap |
B | The Ultimate Rap (Instrumental Version) |
That’s the Joint
Funky 4 + 1
1980 Sugar Hill Records
A | That’s The Joint (Vocal) | 9:05 |
B | That’s The Joint (Instrumental) | 9:05 |
Feel the Heartbeat
The Treacherous Three
1981 Enjoy Records
A | Feel the Heartbeat (Vocal) | 5:36 |
B | Feel the Heartbeat (Instrumental) | 5:36 |
Rock
Zwar wurde Hip-Hop zunächst nicht direkt durch Rock beeinflusst. Allerdings wurden auf Block Partys nicht nur Soul- und Funk-Tracks, sondern auch Songs von Neil Diamond, Simon & Garfunkel, The Rolling Stones, Thin Lizzy oder auch The Beatles gemixt. Des Weiteren sind in bestimmten Tracks auch Gitarrenriffs bzw. Samples aus Rock-Songs zu hören.
A | One for the Treble (Fresh) (Vocal Mix) | 6:32 |
B1 | One for the Treble (Fresh) (Instrumental) | 5:46 |
B2 | Bonus Beats | 1:48 |
It’s Tricky
Run-D.M.C.
1987 Profile Records
A | It’s Tricky | 3:03 |
B | Proud to Be Black | 3:14 |
No Sleep till Brooklyn
Beastie Boys
1987 Def Jam
A1 | No Sleep till Brooklyn | 4:07 |
A2 | Hold It, Now Hit It (Acapulco) | 3:20 |
B1 | Brass Monkey | 2:38 |
B2 | Posse in Effect | 2:27 |
This Is An E.P. Release
Digital Underground
1990 Tommy Boy
01 | Same Song | 6:29 |
02 | Tie the Knot | 3:13 |
03 | The Way We Swing (Remix) | 4:58 |
04 | Nuttin‘ Nis Funky | 9:41 |
05 | Packet Man (Worth a Packet Remix) | 4:58 |
06 | Arguin‘ on the Funk | 3:50 |
He Got Game
Public Enemy
1998 Def Jam
01 | He Got Game (Radio Edit) | 3:20 |
02 | He Got Game (LP Version) | 4:46 |
03 | Resurrection (LP Version) | 4:23 |
04 | Resurrection (Instrumental) | 4:23 |
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass auch die musikalischen Wurzeln und Einflüsse des Hip-Hop äußerst vielfältig sind.