Politische Hintergründe

Die Kultur des Hip-Hop bildete sich im Wesentlichen vor dem Hintergrund der sozialen Verhältnisse in den USA der 1960er/70er heraus.
Zu dieser Zeit kam es zu einem sozialen und ökonomischen Niedergang der US-amerikanischen Innenstädte. Industrieunternehmen verlegten die Standorte ihrer Fabriken in Vororte bzw. ins Ausland. Es existierte eine hohe Arbeitslosenrate, auch unter mittelständischen Arbeitnehmern.
Viele Gemeinden erzielten geringere Einnahmen, sodass geringere Budgets für die öffentliche Infrastruktur zur Verfügung standen. Des Weiteren wurde eine mangelhafte Sozialpolitik betrieben – zum Teil auch aus ideologischen Gründen. Die Faktoren führten zu einer Abwärtsspirale der sozialen Bedingungen. Dies betraf vor allem die Menschen in der South Bronx, die zum Symbol urbanen Verfalls wurde.
In der South Bronx nahm die Einwohnerzahl beständig ab, wobei Sozialhilfeempfänger durch die New Yorker Stadtverwaltung in der South Bronx gezielt untergebracht wurden. Es kam zu zahlreichen Brandstiftungen. Die Stadtverwaltung beschleunigte den Prozess, indem die Zahl der Feuerwachen und Polizeireviere drastisch reduziert wurde.
Die Kriminalitätsrate stieg massiv an, wobei Delikte vor allem in Zusammenhang mit Drogenhandel verübt wurden. Straßengangs begannen, sich selbst als Polizei im Viertel anzusehen, da die eigentliche öffentliche Ordnung nahezu kollabiert war.

Mit der Verzweiflung derer, die nichts haben, töteten und verletzten sie sich gegenseitig, anstatt sich gegen die Mächte zu vereinen, die sie unterdrückten.

~ Johan Kugelberg
In: Kugelberg, Johan (Hg.) (2010): Born in the Bronx. Die Anfänge des Hip Hop. Hamburg: Edel Germany, 38.

Geprägt war die Situation in der South Bronx zu dieser Zeit somit durch Ungerechtigkeit und Kriminalität. Die Menschen in diesem Viertel hatten im Grunde niemanden, der sich für ihre Rechte einsetzt, sodass eine Form von Ausdruck notwendig erschien – so zum Beispiel künstlerisch in Form von Hip-Hop.